Der Schweisshund

Schweißhunde (Jägersprache: schweißen = bluten) sind Jagdhunde, die darauf spezialisiert sind, krankes (verletztes), schweißendes Schalenwild im Rahmen der Nachsuche zu suchen und zu stellen. Von den Jagdverbänden für die Nachsuche regelmäßig anerkannte Rassen sind heute der Hannoversche Schweißhund, der Bayerische Gebirgsschweißhund und die Alpenländische Dachsbracke. Außerdem macht seit kurzem die Neuzüchtung Schwarzwälder Schweißhund in Jägerkreisen wegen ihrer Leistungen von sich reden. Der Schwarzwälder wird bisher von Jagdverbandsseite beobachtet und nicht regelmäßig anerkannt. Die Zucht der Hannoverschen Schweißhunde ist bis in das 15. Jahrhundert zurück nachweisbar, der Leithund als Kernrasse des HSH wird bereits ab der Zeit der Stammesgeschichte, etwa 500 n. Chr., erwähnt.

 

Ein Schweißhund zeichnet sich durch ungewöhnliche Nasenstärke, Ruhe, Wesensfestigkeit und Finderwillen aus. Die Suche mit dem Schweißhund gilt als die Krönung des Waidwerks. Es ruft größte Verwunderung hervor, wenn z. B. ein Hund am Folgetag nach der Verletzung des Wildes und bei regnerischem Wetter das Wild nach stundenlanger Suche in mehreren Kilometern Entfernung findet und stellt. Allerdings ist durch einen erfahrenen Hundeführer immer der Anschuss (dort wo das Stück vermeintlich getroffen wurde) zu untersuchen.

 

Nachgesucht wird erst ein paar Stunden nach dem Schuss, damit das Wild sich ausruht (Adrenalinabbau) und nicht über weite Strecken gehetzt werden muss.

Schweißhunde und ihre Hundeführer sind Spezialisten, die gerade für schwierige oder voraussichtlich lange Nachsuchen erforderlich werden. Die Leistung der Schweißhunde kann nur durch häufigen Nachsucheneinsatz und Training erhalten werden.

Der Schweisshund lernt verletztes Wild zu finden, indem er den Blutstropfen oder einer Trittspur folgt. Das wichtigste Organ für diese anspruchsvolle Aufgabe ist die Nase des Hundes.

Die Nase des Hundes

Ein Mensch besitzt bis zu 5 Mio. Riechzellen. Hunde hingegen verfügen über 220 Mio. Riechzellen. Allein dieser imposante Unterschied erklärt die gewaltige Nasenleistung des Hundes. Wenn man alle Faktoren berücksichtig, riecht ein Hund 1´000´000 mal besser als ein Mensch. Hunde können in der Minute bis zu 300 Atemzüge ausführen und benötigen alleine fürs Riechen 10% ihrer Hirnleistung. Das Hunde stereoriechen können, scheint für uns fast unmöglich zu sein. Diese Eigenschaft ermöglicht es dem Hund aber, einer Fährte in der richtigen Richtung zu folgen. Das Jacobsonsche Organ, dass der Jäger auch von der Gemse her kennt (flehmen), perfektioniert die Nase des Hundes. 

 

Die Hundenase im Querschnitt

Der Hund riecht genaugenommen nicht mit der Nase, sondern mit dem Riechepithel. Das ist eine dünne Schleimhaut (1), die einen Teil der Nasenhöhle auskleidet. Geruchsmoleküle diffundieren  in den Schleim und werden somit wahrgenommen.

Das Riechepithel besteht aus drei verschiedenen Zelltypen:

Die Stützzellen (2) bilden sozusagen das Grundgerüst. Darin eingebettet sind die eigentlichen Riechzellen (3). Diese Riechzellen sind Nervenzellen, die direkt mit dem Gehirn verbunden sind. Die Basalzellen (4) sind schliesslich nichts anderes, als nachwachsende Riechzellen. In einem Zyklus von ein bis zwei Monaten werden die Riechzellen kontinuierlich ersetzt.

 

Die Riechzellen haben so etwas wie kleine Antennen, die in die Schleimschlicht hineinragen. Jede Riechzelle hat Rezeptoren („Anlegestellen“) für einen bestimmten Geruchsstoff. Man fand mehr als 1'000 Gene für solch unterschiedliche Rezeptoren.

Während beim Menschen die Grösse dieser Riechschleimhaut insgesamt nur 10 cm2 beträgt, beträgt sie beim Hund immerhin bis zu 170 cm2. Ausserdem haben Hunde in jedem Quadratzentimeter dieser Riechschleimhaut über hundertmal mehr einzelnen Riechzellen als der Mensch. (Vergleich Digitalkamera / mehr Speicher = grössere Auflösung)

Der Hund besitzt ein eigenes Riechhirn. Informationen werden aber auch in anderen Hirnregionen verarbeitet. So gibt es zum Beispiel Bereiche, die mit Gefühlen oder Erinnerungen zu tun haben.

(5) Knochen

(6) Riechnerv

 

Der Geruch

Geruchspartikel sind chemische Stoffe, die sich in der Umwelt befinden. Der Geruchssinn ist in erster Linie dazu notwendig, für den Körper lebensnotwendige Ressourcen  zu entdecken (Futter, Beute, Wasser, Sozialpartner, usw.)

Was riecht der Hund, wenn er eine menschliche Spur verfolgt? Das können Moleküle sein, die vom Körper abgegeben werden, aber auch Zersetzungsprodukte wie Hautzellen. So verliert der Mensch pro Minute ca. 40´000 Hautzellen. Er folgt aber auch der sogenannten Bodenverletzung, d.h. er riecht diejenigen Stoffe, die durch die abgestorbenen Mikroorganismen oder Pflanzenteile und durch deren Abbau von Bakterien entstehen (Zersetzungsprozess).

Man weiss heute, dass Tiere über Duftstoffe, die so genannten Pheromone, kommunizieren. So geben diese Pheromone ein ziemlich genaues Bild über das Geschlecht, das Alter und die Stimmung dessen, der diese Stoffe abgegen hat. („Nix me mit dum schwindlu va Jahrgäng“).

Unser Körper hat auch Eiweissmolekühle, die sehr eigen sind. So kann der Hund zwischen fremd und eigen unterscheiden (Individualwitterung).