Vorwort
Unser Ziel – unser Auftrag
Verletztes Wild vor unnötigen Leiden oder gar einem qualvollen Tod zu bewahren, ist das oberste Ziel jedes verantwortungsbewussten Jägers. Nirgends kann die Jagdethik mehr gezeigt und wahrgenommen werden als im Bereich der Nachsuche.
Der Auftrag des Walliser Schweisshundeklubs ist klar und unmissverständlich. Die Ausbildung und Schulung von Nachsucheführern und ihren Vierbeinern muss so ausgerichtet sein, damit sich die Einsatzteams in der Praxis bewähren.
Das anschliessende Ausbildungskonzept des Walliser Schweisshundeklubs vermittelt Ihnen einen Überblick über unsere Lerninhalte, über unsere Qualitätsansprüche und über alle Bereiche der Wissensvermittlung. Im weiteren zeigt das Konzept auf, in welchen Bereichen und weshalb wir gezielte Schwerpunkte in unserer Ausbildung setzen.
Unser Modell beinhaltet neben der theoretischen Wissensvermittlung in der Grundausbildung, viele Praxisstunden und vor allem eine kontinuierliche Förderung über die Jahre hinweg. Der Klub schafft Rahmenbedingungen, damit Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden können. Er orientiert sich dabei auch am neusten Stand des kynologischen Wissens und sucht immer wieder die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Spezialisten im Bereich der Nachsuchearbeit.
Ausbildungskonzept Hundeführer
1. Vermittlung von theoretischem Wissen
In zahlreichen Bereichen wird vom Nachsucheführer abrufbares Fachwissen verlangt. Demensprechend legen wir den Schwerpunkt auf folgende Bereiche.
a) Kenntnisse über die aktuelle Gesetzgebung
Die Nachsuche auf verletztes Wild ist per Gesetz vorgeschrieben.
Unsere Hundeführer kennen und verstehen die eidgenössischen und kantonalen Gesetzesartikel, welche die Nachsuche auf verletztes Wild regeln. Jeder Nachsucheführer kennt seine Rechte und Pflichten im jagdlichen Einsatz. Er weiss konkret über die Nachsuche- und Meldepflicht, die Registrierung der Nachsuche, die Zusammenarbeit mit der Wildhut und das korrekte Vorgehen bei Nachsuchen in Banngebieten oder beim Schnallen des Hundes Bescheid.
b) Fachspezifisches Wissen im Bereich der Anatomie des jagdbaren Wildes
Fachwissen über die Anatomie unseres Schalenwildes hilft dem Hundeführer bereits am Anschuss, die Pirschzeichen richtig zu deuten und so die Nachsuche besser zu planen. Im Bereich der Anatomie kann sicherlich auf einem bestehenden Wissen, aus der Jungjägerausbildung und der jagdlichen Praxis der Hundeführer, aufgebaut werden. Gezielt kann hier Wissen im Bereich des Schweisses, der Deckenhaare, sowie der Organe und Skelettteile (Knochen) verbessert werden.
c) Grundlegenes kynologisches Wissen
Bei der Fährtenarbeit ist es von zentraler Bedeutung, dass Führer und Hund ein Team sind. Eine „gemeinsame Sprache“ ist daher unabdingbar. Hunde kommunizieren über Körpersignale. Unsere Hundeführer kennen die wichtigsten Körpersignale, die ein Hund aussendet und lernt so seinen jagdlichen Helfer zu „lesen“. Er weiss Bescheid, wie er seinen Hund motivieren, unterstützen, aber notfalls auch richtig und förderlich für die Arbeit korrigieren kann.
Die Hundeführer werden in folgenden Themenbereichen geschult:
- Lernphasen & Lernschritte
- Beschwichtigungssignale
- klassische & instrumentelle Konditionierung
- Assoziation & Verknüpfung
- Belohnen, bestrafen (korrigieren)
d) Grundkommandos
Zu den Grundkommandos der Nachsucheausbildung gehören sicherlich die Positionskommandos „Sitz“ und „Platz“. Hinzu kommen die Kommandos „Hier“, „Aus“, „Nein“ und die Aufforderung mit „Such“ die Arbeit aufzunehmen.
Sitz & Platz Damit der Nachsucheführer den Anschuss in aller Ruhe kontrollieren kann, muss er seinen Hund in erschwerten Situationen (Gelände, unbekannte Personen)ablegen können. Die Kommandos „Sitz“ & „Platz“ gelten heute bei allen Gehorsamsprüfungen zum Standartprogramm und müssen unter Ablenkung (flüchtendes Wild, Schussabgabe, freilaufende andere Jagdhunde, vorbeigehende Personen ) sitzen.
Hier Ein guter Nachsuchehund ist nicht nur im Alltag sondern auch jederzeit am Wild abrufbar. So muss der Hund zur sicheren Schussabgabe vom gestellten Wild oder vor einer stark befahrenen Strasse, über welches angeschweisstes Wild wechselt, nach dem Schnallen abgerufen werden können.
Aus Apportiertes Wild muss vom Nachsuchehund sicher und korrekt ausgeben können. Am gefundenen Stück muss er sich korrekt verhalten und darf sich nicht in der Beute verbeissen oder diese gar anschneiden. Mit dem Kommando „Aus“ weiss der Hund, dass er den Gegenstand oder das Wildtier auszugeben hat.
Nein Fehlerhaftes Verhalten muss korrigiert werdern können. Der Hund lernt, dass er auf das Kommando „Nein“ sein gezeigtes Verhalten beenden muss.
Such Um den Hund auf der Fährte einzuweisen, kann das Kommando „Such“ verwendet werden.
Zudem gilt es zu bedenken, dass Jagd- und Nachsuchehunde auch Familienhunde sind, die alltags-tauchlich sein müssen. Diese wenigen Grundkommandos muss also jeder Hund beherrschen.
e) Leinenführigkeit
Nachsuchearbeit zu 100% Riemenarbeit. Bei jeder Nachsuchearbeit wird der Hund an der Leine geführt. Das Schnallen des Hundes bleibt in der regionalen Jagdpraxis eher die Seltenheit.
Oftmals sind weite Wege im Gelände erforderlich, um an den „Anschuss“ zu gelangen. Der Nachsuchehund muss an der Leine geführt werden und eine gute Leinenführigkeit ist unabdingbar in erschwertem und gefährlichem Gelände.
Da der Nachsuchehund auch im Alltag geführt wird und vielerorts ein Leinenobligatorium besteht, muss die Leinenführigkeit zwangsläufig auch hierfür geübt werden.
f) Fährtenauswertung
Fährtenarbeiten werden beim Walliser Schweisshundeklub ausgewertet und analysiert. Nachsucherichter und Instruktoren betreuen und bewerten immer wieder die Hundeführer und ihre Arbeiten während den Nachsuchen. Auf Fährtenprotokollen werden die Beobachtungen und Erkenntnisse festgehalten. Die Hundeführer lernen unter vorgegeben Aspekten ihre Arbeiten selber zu bewerten und konkrete Verbesserungsvorschläge zu formulieren, sowie diese in der Praxis umzusetzen. Jedes Training wird unter einem bestimmten Aspekt (Sequenzentraining) durchgeführt.
g) Psychologie & Kommunikation
Es kann vorkommen, dass Jäger Wildtiere verletzten und später nicht mehr genau sagen können, von wo aus sie geschossen haben, wo das Wild stand, welches Tier sie angeschossen haben und wie das Stück gezeichnet hat. Eine gewisse Nervosität, Unruhe und Spannung macht sich im Umfeld breit. Hier muss der Hundeführer Ruhe bewahren, sachlich reagieren und sich auf seine Arbeit als Nachsucheführer konzentrieren. Verschwiegenheit, eine gewisse Coolness und der richtige Umgang mit Informationen machen einen guten Hundeführer aus.
2. Vermittlung von praktischen Fertigkeiten
Neben Fachwissen beinhaltet unser Konzept selbstverständlich auch praktische Fertigkeiten, die ein Hundeführer erlernen muss.
a) Schleppenarbeit
Vor allem bei der Ausbildung von jungen Hunden, aber auch zu Beginn eines neuen Jahres, werden unsere Hunde über Schleppen auf die spätere Nachsuchearbeit vorbereitet. Das zielgenaue und intensive Verfolgen einer Spur muss trotz einer guten Nase erlernt werden.
b) Fährtenarbeit
Fährtentrainings dienen der Teambildung zwischen Hund und Führer. Sie geben die Gewissheit, dass man mit konstanter Arbeit immer besser wird. Eine gezielte Vorbereitung bei Trainingsfährten führt zur Einsatzfähigkeit. Die Hundeführer müssen ihren Hund auf der Fährte sicher führen können, Verleitfährten die der Hund annimmt, erkennen können und Schweiss und Wundbette verweisen.
c) Prüfungen
Prüfungen dienen der Standortbestimmung eines jeden Teams. Sie erbringen den Nachweis von Kenntnissen, Wissen und Leistungen in der Teamarbeit zwischen Hund und Führer. Der Walliser Schweisshundeklub motiviert seine Mitglieder immer wieder zu neuen Prüfungen und Herausforderungen. 500 & 1000 m TKJ-Prüfungen bilden die Basisstufe der Ausbildung. Mit der erschwerten Gebirgsschweissprüfung bietet der Klub mehr als nur eine Prüfung an. Sie stellt höchste Ansprüche an Führer und Hund und sie ist eine Bewährungsprobe und Leistungsprüfung, die ihresgleichen sucht.
d) reale Nachsuchen
Der Walliser Schweishundeklub garantiert einen koordinierten und ethische realen Nachsuche-Einsatz. Es ist sein höchstes Ziel, belastbare, sichere Hundeteams in der Nachsuche einzusetzen. Diese verfügen über ein Gerüstet mit kynologischem Wissen über Hunde, einem fachspezifischem Wissen über jagdbares Wild, Kenntnissen über die geltenden Gesetze, psychologisches Wissen und grundlegende Kommunikationsfähigkeiten.
e) Waffenkunde und Schiesstraining
Schweisshundeführer müssen wissen, welche Waffen sich für die Nachsuche am besten eignen (Schuss- und Stichwaffen). Der sichere Umgang mit diesen Waffen muss gewährt sein (Fangschussgeber / kalte Waffen zum Kammerstick). Gemeinsame Schiesstrainings finden beim Walliser Schweisshundeklub jährlich statt.
f) Einstieg ins Instruktorenwesen und als Nachsucherichter
Es ist uns ein Anliegen, motivierte und fachkundige Nachsucheführer zu fördern, ihnen die Möglichkeiten zu bieten, sich zu Instruktoren und/oder Richtern ausbilden zu lassen. Hierzu hat der Walliser Schweisshundeklub ein entsprechendes Reglement, das von der AJG/TKJ abgesegnet wurde.
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